Am einfachsten ist es wohl, sich beim Reifenkauf für die Farbe zu entscheiden… schwarz dürfte sicher der gängige Favorit sein, schon weil es bis auf wenige Ausnahmen keine große Auswahl am Markt gibt.
Schwierig wird es allerdings, den technisch passenden Reifen für das eigene Auto zu finden. Ausschlaggebend sind immer die Angaben in den Fahrzeugpapieren; anhand der dort aufgeführten Kennziffern können Sie genau ermitteln, welcher Reifentyp eine Zulassung für Ihr Fahrzeug besitzt.
Die Informationen, die auf der Flanke eines Reifens zu finden sind, nennt man in der Fachsprache „Reifenkennzeichnung“: Neben Hersteller, Marke und Produktnamen sind auch wichtige Angaben zu den Dimensionen und der Eignung des Reifens für verschiedene Einsatzbereiche zu finden.
Das ABC der Reifenkennzeichnung
Die Betriebskennung
Die folgenden Kenndaten sind Bestandteil der Betriebskennung:
- Nennbreite des Reifens in Millimeter
- Verhältnis der Flankenhöhe (Schafthöhe) zur Laufflächenbreite in Prozent
- Bauweise der Karkasse
- Felgendurchmesser in Zoll
- Tragfähigkeitsindex
- Geschwindigkeitsindex
Betrachten wir das Beispiel unseres Beitragsfotos einmal genauer:
205/55R16 91 H
- 205: Die Nominalbreite des Reifens beträgt an der breitesten Stelle 205 mm.
- 55: Das Verhältnis zwischen Flankenhöhe und Reifenbreite beträgt 55 % 1]
- R: Radiale Bauweise (trifft auf die Mehrheit der PKW-Reifen zu).
- 16: Der Felgendurchmesser für diesen Reifen muss 16 Zoll betragen.
- 91: Der Reifen darf mit max. 615 kg belastet werden 2].
- H: Der Reifen erlaubt eine max. Geschwindigkeit von 210 km/h 2].
Anmerkungen:
1] Hier also 112,75 mm (205 mm * 55 %); fehlt diese Zahl, dann beträgt das Verhältnis 80 %.
2] Die Angabe erfolgt in einer herstellerübergreifend gültigen Codierung. Im folgenden haben wir zwei Tabellen mit den für PKW gängigsten Werten vorbereitet.
Tabelle für den Tragfähigkeitsindex (Auswahl)
Lastindex: Last je Reifen | Lastindex: Last je Reifen | Lastindex: Last je Reifen |
---|---|---|
70: 335 kg | 80: 450 kg | 90: 600 kg |
71: 345 kg | 81: 462 kg | 91: 615 kg |
72: 355 kg | 82: 475 kg | 92: 630 kg |
73: 365 kg | 83: 487 kg | 93: 650 kg |
74: 375 kg | 84: 500 kg | 94: 670 kg |
75: 387 kg | 85: 515 kg | 95: 690 kg |
76: 400 kg | 86: 530 kg | 96: 710 kg |
77: 412 kg | 87: 545 kg | 97: 730 kg |
78: 425 kg | 88: 560 kg | 98: 750 kg |
79: 437 kg | 89: 580 kg | 99: 775 kg |
Tabelle für den Geschwindigkeitsindex (Auswahl)
Klasse: km/h max. | Klasse: km/h max. | Klasse: km/h max. | Klasse: km/h max. |
---|---|---|---|
E: 70 km/h | F: 80 km/h | G: 90 km/h | J: 100 km/h |
K: 110 km/h | L: 120 km/h | M: 130 km/h | N: 140 km/h |
P: 150 km/h | Q: 160 km/h | R: 170 km/h | S: 180 km/h |
T: 190 km/h | U: 200 km/h | H: 210 km/h | V: 240 km/h |
Das Alter des Reifens
Die Gummimischung des Reifens verhärtet mit zunehmendem Alter. Auch können Stahleinlagen in den Reifen durch eindringende Feuchtigkeit rosten; das gefährdet die Betriebssicherheit des Pneus und führt bei kritischen Fahrsituation im schlimmsten Fall zu Unfällen.
Gerade wer gebrauchte Reifen im Online-Auktionshaus oder über eine Kleinanzeige ersteht, sollte deshalb deren genaues Alter kennen. Aber selbst beim Neukauf lohnt sich ein Blick, um nicht von einem unseriösen Reifenhändler ein vermeintliches Schnäppchen angedreht zu bekommen.
Jeder Reifen ist mit dem Herstellungsdatum gekennzeichnet; die sogenannte DOT-Nummer finden Sie ebenfalls auf der Reifenflanke in Form einer vierstelligen Zahl, die sich in einem ovalen Kreis befindet.
DOT steht als Abkürzung für „Department of Transportation“ (Verkehrsministerium der USA), welches dieses Label Ende der 1970er Jahre eingeführt hat und das inzwischen weltweit von Reifenproduzenten verwendet wird.
Die ersten beiden Zahlen geben die Fertigungswoche an (hier: 35, also die erste Woche im September), die beiden letzten Zahlen das Jahr (hier: 2017).
Eventuell vorangestellte Zeichen verraten außerdem das Herstellungswerk, die Reifengröße sowie die Handelsmarke; diese sind in der Europäischen Union zwar bedeutungslos, können jedoch beispielsweise Produktrückrufe vereinfachen, da sie das spezifische Reifenmodell exakt benennen.
Empfehlung: Kaufen Sie keine Neureifen älter als drei Jahre und keine Gebrauchtreifen älter als fünf Jahre! Die meisten Hersteller stufen zwar Reifen bis zu fünf Jahre nach Produktion noch als „neu“ ein; das gilt aber nur bei korrekter Lagerung (und die ist dem Reifen für gewöhnlich nicht anzusehen).
Weitere Angaben und Symbole für Winterreifen
Bei Allwetter- oder Winterreifen finden sich noch zusätzliche Symbole, die angeben, ob ein Reifen auch für winterliche Straßenverhältnisse geeignet ist.
Kennzeichnung „M+S“ (Matsch und Schnee)
Das Profil von Reifen mit diesem Schriftzug zeichnet sich im Allgemeinen durch größere Profilrillen und Stollen aus. Sie sind so konzipiert, um vor allem in Matsch und schmelzendem Schnee bessere Fahreigenschaften zu gewährleisten als dies bei normalen (Sommer-)Reifen der Fall ist.
Das Kürzel „M+S“ ist keine geschützte Bezeichnung und unterliegt keiner Norm. Sie kann von allen Herstellern theoretisch für alle Arten von Reifen verwendet werden; aus diesem Grund wurde sie durch das neuere „Alpine-Symbol“ ersetzt.
Dreigezackter Berg mit Schneekristall (Alpine-Symbol)
Dieses Symbol wird von der US-amerikanischen Straßenbehörde NHTSA für alle Reifen vergeben, die gegenüber einem Referenzreifen eine um mindestens 7 % bessere Traktion auf Eis und Schnee erreichen.
In Deutschland dürfen ab dem 1. Januar 2018 nur noch Reifen als „offiziell wintertauglich“ vermarktet werden, wenn sie dieses Symbol tragen. Für den Handel gilt allerdings eine großzügige Übergangsfrist bis zum 30. September 2024.
Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Dezember 2017 | Letzte Aktualisierung: März 2023 (06/2021)
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