Inflation – was ist das eigentlich?

Und warum sich jeder davor fürchtet...

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In Zeiten steigender Inflation sinkt die Kaufkraft verfügbarer Einkommen. Im Ergebnis haben viele Verbraucher am Ende vom Geld noch ziemlich viel Monat übrig.
In Zeiten steigender Inflation sinkt die Kaufkraft verfügbarer Einkommen. Im Ergebnis haben viele Verbraucher am Ende vom Geld noch ziemlich viel Monat übrig.

Als Inflation (oder Gesamtteuerungsrate) bezeichnet man einen allgemeinen Anstieg der Verbraucherpreise innerhalb eines Wirtschaftssystems über einen bestimmten Zeitraum hinweg.

Steigt das allgemeine Preisniveau, so kann für denselben Geldbetrag nur noch eine geringere Menge an Produkten und Dienstleistungen erworben werden als in der Vergangenheit. Mit anderen Worten: Die Kaufkraft der Konsumenten nimmt ab und vorhandene Zahlungsmittel verlieren an Wert.

Das Wort „Inflation“ stammt übrigens vom lateinischen begriff „inflatio“ ab, was so viel wie „Ausdehnung, Ausweitung oder Aufschwellen“ bedeutet.

Das Gegenteil – sinkende Preise und eine Erhöhung der Kaufkraft – nennt man „Deflation“.

Ist eine Inflation gut oder schlecht?

Eine schwierige Frage, denn die Antwort hängt stark davon ab, welche grundsätzliche Wirtschaftstheorie zugrunde gelegt wird.

Antwort: Ja!

Für ein stetiges Wirtschaftswachstum braucht es einen gewissen Grad an Investitionen einerseits und Konsum andererseits. Eine moderate Inflationsrate von unter 2% kann hier Anreize schaffen.

Vereinfacht gesagt: Eine leicht sinkende Kaufkraft animiert eher zum Geldausgeben und Investieren als zum Sparen. Und das nimmt wiederum positiven Einfluss auf die ökonomische Leistungsfähigkeit.

Dieser Theorie zufolge wäre eine geringe Inflation nachgerade essentiell für eine dauerhaft stabile wirtschaftliche Entwicklung. Wohingegen eine Deflation der Wirtschaft sogar Schaden zufügt.

Antwort: Nein!

Andererseits sprechen sich etliche Ökonomen gegen das System einer immerwährend wachsenden Wirtschaft aus und mahnen vor einem schleichenden Wohlstandsverlust auch bei niedrigen Teuerungsraten.

Hinter dieser Lehrmeinung steht die Erkenntnis, dass das wirtschaftliche Wachstum früher oder später an Grenzen stoßen muss. Zudem führt eine Inflation immer zu einem Kaufkraftverlust von Spareinlagen, was ärmere private Haushalte schnell in finanzielle Schieflage bringen könnte.

Dadurch würde sich die Schere zwischen Arm (Sparen als finanzielle Absicherung) und Reich (Investieren als finanzielle Absicherung) weiter öffnen und das Risiko sozialer Verwerfungen ansteigen.

Wie entsteht eine Inflation?

In Wirtschaftssystemen herrschen komplexe Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Akteuren, sodass es nie „den einen“ Grund für einen Anstieg der Inflationsrate gibt.

Die häufigsten Ursachen für das Entstehen einer Inflation:

  • Nachfragebedingte Inflation: Die Nachfrage nach Gütern übersteigt das vorhandene Angebot, welches kurzfristig nicht gesteigert werden kann. Dies führt zu höheren Preisen, in der Folge zu höheren Löhnen, wieder zu höheren Preisen und so weiter.
  • Angebotsbedingte Inflation: Aufgrund steigender Rohstoff- und Produktionskosten erhöhen sich die Preise für Güter. Ausschlaggebend sind meist höhere Energiekosten, eine gestiegene Steuerlast oder explodierende Staatsausgaben.
  • Importierte Inflation: Eine Inflation im Ausland führt zu steigenden Preisen bei importierten Gütern (meist als Teil der angebotsbedingten Inflation).
  • Erwartete Inflation: Vor allem durch psychologische Effekte („selbsterfüllende Prophezeiung“) verursachte Erwartung steigender Preise, die Marktteilnehmer dazu bringt, beispielsweise durch vorschnelle Preiserhöhungen oder überhöhte Lohnforderungen eine Inflation zu begünstigen.
  • Geldmengenbedingte Inflation: Eine zunehmende Geldmenge („Geld drucken“ ohne Gegenwert wie Güter oder Wirtschaftswachstum), Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes oder ein Absinken des Handelsvolumens.

Wie wird die Inflation berechnet?

Für die Berechnung der Inflation gibt es unterschiedliche Modelle.

Meist wird ein sogenannter „Warenkorb“ bestehend aus Gütern und Dienstleistungen des täglichen Lebens herangezogen. Dieser soll die Lebenswirklichkeit der Bevölkerung abbilden.

Beispiel für einen Inflations-Warenkorb:

  • 32,5 % Wohnkosten (z.B. Miete, Nebenkosten wie Strom und Wasser)
  • 12,9 % Verkehr
  • 11,3 % Freizeit und Unterhaltung
  • 9,7 % Nahrungsmittel
  • 5,0 % Haushaltszubehör
  • 4,7 % Gastronomie und Hotel
  • 4,6 % Gesundheit
  • 4,5 % Bekleidung
  • 3,8 % Genussmittel (z.B. weiche Drogen wie Alkohol und Tabak)
  • 2,7 % Telekommunikation (z.B. Internetzugang, Telefon)
  • 0,9 % Bildungswesen
  • 7,4 % Sonstiges

Üblicherweise bestehen solche Warenkörbe aus mehreren hundert Positionen mit unterschiedlicher Gewichtung. Zudem muss der Warenkorb auch aktuelle Trends auf Verbraucherseite berücksichtigen (z.B. die steigende Nutzung von Streamingplattformen oder die große Verbreitung von Smartphones) und wird daher ständig angepasst.

Die Preise der im Warenkorb befindlichen Artikel und Dienstleistungen werden sowohl automatisiert als auch händisch ermittelt, dann rechnerisch zusammengefasst und die Ergebnisse in Relation zu vergangenen Erhebungen gesetzt.

Wie realitätsbezogen ist die Warenkorb-Methode?

Für die statistische Berechnung der Inflation führt nichts an einem standardisierten Warenkorb vorbei. Andere Methoden wären nicht verlässlich genug und würden beispielsweise auch historische Vergleiche und zukünftige Prognosen erschweren.

Allerdings bildet ein solcher Warenkorb nie die Lebenswirklichkeit aller Haushalte eines Landes ab:

Wer beispielsweise berufsbedingt viel mit dem Auto unterwegs ist, dessen Geldbeutel wird durch steigende Spritkosten stärker belastet. Und eine Familie mit zwei Kindern gibt naturgemäß mehr für Essen und Trinken aus als ein Single-Haushalt.

Welche Rolle spielt die „gefühlte“ Inflation?

Im täglichen Leben nehmen wir die Entwicklung der Verbraucherpreise unterschiedlich stark wahr…

Viele Menschen empfinden steigende Kosten für Lebensmittel überproportional intensiver als in anderen Bereichen. Auch höhere Preise für Strom und Kraftstoffe erscheinen in den Augen der meisten Verbraucher dramatischer als sie es in Wirklichkeit sind.

Dieses Phänomen nennt man „gefühlte Inflation“. Diese liegt oft um ein Mehrfaches höher als die tatsächlich anhand des statistischen Warenkorbs gemessene Inflation.

Die gefühlte Inflation kann Auswirkungen auf die Entwicklung der realen Inflation nehmen. Sobald Menschen höhere Preise erwarten, ändern sie ihr Verhalten, was wiederum zu einer tatsächlich steigenden Inflationsrate führen kann

Nomen est omen – die Inflation hat Namen

Begriffe wie „galoppierende Inflation“ oder „Hyperinflation“ sind vor allem aus den Nachrichten bekannt. Es handelt sich dabei aber nicht um reißerische Wortneuschöpfungen der Medien, sondern tatsächlich um feststehende Bezeichnungen, abhängig von der Höhe der Inflationsrate:

  • „Gesunde“ bzw. unkritische Inflation: Inflationsrate <= 2% im Jahr
  • Schleichende Inflation: Inflationsrate zwischen 2% und 5% im Jahr
  • Trabende Inflation: Inflationsrate <= 20% im Jahr
  • Galoppierende Inflation: Inflationsrate zwischen 20% und 100% im Jahr
  • Hyperinflation: Inflationsrate > 100% im Jahr

Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Januar 2023 | Letzte Aktualisierung: Mai 2024
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