Treueprogramme von Discountern, Drogerieketten, Baumärkten und anderen Einzelhändlern erfreuen sich großer Beliebtheit. Doch die schöne neue Einkaufswelt hat einige Schattenseiten.
Die Jagd auf Schnäppchen macht schnell blind für Risiken und Treue wird von den Unternehmen nicht immer wirklich so belohnt, wie es die bunten Apps und Kundenkarten versprechen.
Die Aussicht auf Rabatte und Schnäppchen ist verlockend, ganz besonders in Zeiten steigender Preise. Darum nutzen viele Kunden bei ihren täglichen Einkäufen oft die Chance, den ein oder anderen Cent zu sparen, indem sie an Bonusprogrammen teilnehmen.
Aber aufgepasst: Die Treueprogramme der Handelsunternehmen sind kein selbstloser Dienst am Kunden. Rabatte und Sonderaktionen werden vom Verbraucher „erkauft“ – und zwar mit der Preisgabe personenbezogener Daten und dem Teilen seines persönlichen Einkaufsverhaltens.
So zahlen Kunden für ihre Rabatte
Kaum jemand liest sich bei der obligatorischen Registrierung zu einem Treueprogramm dessen allgemeine Geschäftsbedingungen genauer durch, von der mehrseitigen Datenschutzerklärung ganz abgesehen.
Und so wird schnell der gläserne Kunde geboren, dessen Wo, Wann, Wie und Was ziemlich (in-)transparent in den Datenzentren zu einem teils erschreckend exakten Abbild des eigenen Konsum-Ichs aufgebaut wird. Aus vielen einzelnen Datensätzen ergibt sich eben ein detailliertes Ganzes.
Die Datensammelwut der Konzerne kennt vielfach kaum Grenzen…
Das analysierte Einkaufsverhalten wird oft nicht nur für die Optimierung und zielgerichtete Bewerbung des eigenen Angebots genutzt. Es ist nicht selten, dass so erzeugte Kundenprofile auch verkauft werden – für Unternehmen und die daran beteiligten Marketing-Agenturen ein äußerst lukratives Geschäft.
Hinzu kommt, dass die vielfach notwendigen Kunden-Apps auf dem Smartphone ebenfalls fleißig Nutzungsdaten sammeln und sogar Bewegungsprofile anlegen. Eine physische Kundenkarte gibt es nicht.
Magere Rabatte für wertvolle Daten?
Zahlt sich der freiwillige Daten-Striptease für den betroffenen Kunden wenigstens in barer Münze aus? Nun, wir haben uns die Mühe gemacht und einen kleinen Selbstversuch durchgeführt:
Unser Autor kaufte wie gewohnt einen Monat lang bei seinem favorisierten Lebensmittelmarkt ein – immer mit dem Handy im Anschlag, um möglichst alle Rabatte der digitalen Kundenkarte mitzunehmen.
Das ernüchternde Ergebnis: Von etwa 300 € Umsatz belief sich seine Ersparnis am Ende auf ziemlich genau 5 € – das sind magere 1,67 %. Die bunte App des Einzelhändlers suggerierte irgendwie anderes.
Enttäuschung ist vorprogrammiert
Nicht immer erfolgt der Rabatt in Form einer Gutschrift, manchmal locken auch Gratisartikel. Mit einem Glas Oliven war bei unserem Testkunden kein Blumentopf gewonnen (er mag sie einfach nicht), aber dafür wartete ein Müsliriegel darauf, ohne Bezahlung mitgenommen zu werden.
Leider landete der vorgeblich kostenlose Müsliriegel am Ende doch mit 99 Cent auf dem Kassenbon. Der Grund: Nur eine bestimmte Sorte war Teil der Aktion. Das ging aber erst bei genauem Blick auf die Bedingungen des Coupons hervor.
Das Resultat: Ein Produkt ungewollt, bei einem anderen im Regal vergriffen. Beides lohnte sich nicht. Und der Rabatt in Euro… nun ja, das war den Stress nicht wirklich wert.
Natürlich erhebt unser kleiner Selbstversuch keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Im Gespräch mit anderen Kunden wurden uns aber ähnliche Fälle berichtet.
Wie man wirklich beim Einkaufen sparen kann!
Nutzen Sie die Wochenprospekte der Händler für gezieltes Einkaufen – das bringt oft mehr!
Zum einen ist die Auswahl größer und man kann bereits einige Tage im voraus planen. Zum anderen entfällt das ständige Checken und Vergleichen diverser Rabatt-Apps.
Beschränken Sie Ihre Teilnahme an Treueprogrammen auf eine Handvoll Geschäfte, bei welchen Sie wirklich den Großteil ihrer regelmäßigen Einkäufe tätigen. „Shop-Hopping“ – also wegen ein paar Cent Rabatt Zeit und Mühe aufwenden, von Laden zu Laden zu springen – lohnt nicht.
Was zeichnet gute Treueprogramme aus?
- nachvollziehbare Vergütungen, z.B. feste Rabattsätze pro Einkauf
- Möglichkeit zur alternativen Nutzung von gedruckten Kundenkarten anstelle QR-Codes in Apps
- Auswertung personenbezogener Daten nur innerhalb des Unternehmens
Und ganz wichtig: Das beste Schnäppchen ist zu teuer, wenn man es nur wegen dem Rabatt kauft! Lassen Sie sich also nicht unnötigerweise zum Geldausgeben verführen.
Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Januar 2025
Wichtig: Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen und rechtlichen Hinweise für diesen Beitrag!