Unglaubliche 7,9 Liter Eis verzehrte durchschnittlich jeder Deutsche im Jahr 2016. Und das übrigens mit steigender Tendenz: Eis ist und bleibt ein Dauerbrenner unter den Süßspeisen.
Werfen wir also einen genaueren Blick auf das Grundnahrungsmittel vieler Schleckermäuler und beantworten eine Frage, die uns alle schon seit der letzten Eiszeit umtreibt: „Woran erkennt man gutes Eis?“.
Qualitätskriterien für Gefrorenes
Sind Sie auch heiß auf Eis, Sorbet und Co.? Dann bewahren Sie mit den folgenden Tipps beim nächsten Eiskauf garantiert einen kühlen Kopf.
Die Farbe
Wenn Erdbeereis knallrot daherkommt und die Sorte Kiwi einer frisch gemähten Wiese ähnelt, ist eines klar wie Gletschereis: Hier wurde mit Farbstoffen nachgeholfen.
Allein über die Fruchtzugabe ist es nämlich völlig unmöglich, ein intensiv gefärbtes Produkt zu erhalten. Das geht nur durch nachträgliches Einfärben.
Grundsätzlich ist die Verwendung von Farbstoffen nicht zu beanstanden: Diese müssen aber in der Zutatenliste deklariert werden. Manche Farbstoffe stehen nämlich im Verdacht, Allergien auszulösen.
Pürierte Schlümpfe und Einhorn-Eis mit Regenbogen
Eissorten mit Phantasienamen (z.B. das blaue Schlumpfeis) können gar nicht anders, als mit Farbstoffen ihre leuchtenden Farben zu erhalten. Hier lohnt sich ein Blick auf die Zutatenliste natürlich erst recht.
Je knalliger und intensiver, desto wahrscheinlicher handelt es sich um ein gefärbtes Produkt.
Vanille und Kaffeesatz
Ein Qualitätsmerkmal bei Eis mit Bourbon-Vanille sind die kleinen schwarzen Pünktchen der gemahlenen Vanilleschoten. Diese kann man mit Kaffeetrester imitieren (der dann aber eher bräunlich als schwarz wirkt). Spart Geld, schmeckt aber nach nichts und braucht dann wieder zusätzliche Aromastoffe.
Wir finden: Wer als Hersteller damit seine Kunden aufs Glatteis führen will, ist alles andere als cool. Also lieber die Finger weg von solchen Fakes.
Die Konsistenz
Das perfekte Eis soll cremig sein und im Mund langsam schmelzen. Eis-Experten beschreiben die ideale Konsistenz als die von „festem Schnee“, der möglichst keinen fettigen Nachgeschmack hinterlassen darf.
Eiskristalle sind oft Zeichen für eine unterbrochene Kühlkette oder eine lange Lagerung. Und ist das Eis zu weich, deutet das auf den Einsatz von viel Luft hin. Luft hat zwar keine Kalorien, aber eben auch keinen Geschmack und wird oft aus Wirtschaftlichkeitsgründen eingesetzt.
Tipp: Hinterlässt die runde Seite eines Esslöffels schon bei geringem Druck auf dem Eis eine tiefe Delle, versucht sich der Hersteller an einer Luftnummer. Vergleichen Sie dann unbedingt Gewicht und Packungsgröße mit anderen Produkte (und zwar Gramm, nicht die Mengenangabe Liter).
Als Otto-Normal-Eisesser lohnt sich ein Blick – eigentlich wie fast immer – auf die Zutatenliste:
Gerade bei industriell hergestelltem Speiseeis werden Emulgatoren und Stabilisatoren verwendet. Schließlich soll das Eis seine Cremigkeit behalten, auch wenn es auf dem Nachhauseweg vom Supermarkt zum heimischen Kühlschrank leicht antaut.
Generell gilt: Gutes Eis kommt mit eher wenigen Zusatzstoffe aus und besteht hauptsächlich aus Milch und Sahne. Mit diesem Wissen im Hinterkopf können Sie verschiedene Eissorten allein schon anhand der Länge ihrer Inhaltsstoffe miteinander vergleichen.
Der Geschmack
Über Geschmack kann man ja nicht streiten – oder doch?
Hier ist es deshalb besonders schwer, eine klare Empfehlung zu geben. Manche bevorzugen einen intensiven Fruchtgeschmack, während andere lieber das sahnige Aroma mit einer leichten fruchtigen Note mögen.
Eiskalt auf den Punkt gebracht: Gutes Eis…
- braucht nur wenige Zutaten: Sahne, Milch, Zucker.
- schmilzt auf der Zunge, darf aber keinen fettigen Nachgeschmack hinterlassen.
- hat eine etwas festere Konsistenz (ohne Eiskristalle, nicht zu hart, nicht zu locker).
Tipps für den Besuch in der Eisdiele
Gerade in der Eisdiele erwartet man höchste Qualität – immerhin werden schnell Preise von 2 € pro Kugel und mehr aufgerufen. Aber was zeichnet einen guten Eisdealer aus? Hier die eiskalten Fakten:
Kleine Auswahl
Je mehr Sorten zur Auswahl stehen, umso wahrscheinlicher ist es, dass bei der Herstellung auf Fertigprodukte zurückgegriffen wurde. Erkundigen Sie sich im Zweifelsfall.
Angaben wie „Eis aus eigener Herstellung“ oder „Frisch selbst gemacht“ sind rechtlich nicht definiert und deshalb auch kein wirkliches Qualitätskriterium für eine handwerkliche Produktion.
Wer als Händler mit solchen Aussagen wirbt, aber tatsächlich nur ein Fertigprodukt vermarktet, begibt sich also zumindest vertrauensmäßig seinen Kunden gegenüber auf ziemlich dünnes Eis.
Wissen
Kann der Verkäufer Fragen zu Herstellung und Zutaten beantworten oder kommt er schon beim kleinsten Nachhaken trotz Kühltheke ins Schwitzen?
Ihr Eisdealer ist gesetzlich nicht verpflichtet, Zutatenlisten herauszugeben oder Nährwerttabellen zu liefern. Doch wer auf Qualität setzt, für den sollte diese Art der Transparenz selbstverständlich sein.
Ausnahmen gelten lediglich für deklarationspflichtige Zusatzstoffe. Auf diese muss unaufgefordert und gut sichtbar hingewiesen werden.
Hygiene
Gerade bei Eis spielt die Einhaltung hoher Hygienestandards eine wichtige Rolle – schon allein aus gesundheitlichen Gründen. Darauf kommt es deshalb besonders an:
- Theke und Arbeitsflächen (auch die im Hintergrund) müssen sauber sein. Und werfen Sie ruhig mal einen Blick auf den Fussboden und in die Ecken – aber bitte vor der Bestellung.
- Eisportionierer sollten regelmäßig unter klarem, fließend Wasser gereinigt werden (simples Abwischen oder Eintauchen in einen Becher mit der immer gleichen Brühe zählen nicht).
- Der Verkäufer trägt Handschuhe oder es gibt separates Kassenpersonal („Pecunia non olet“ – Geld stinkt zwar nicht, ihm können aber ganz reale Keime anhaften).
Kühlung und Präsentation
Die Kühltheke darf keine dicken Eisränder aufweisen, das Eis in den Behältern nicht angeschmolzen sein oder über den Rand der Theke hinausragen.
Diese Zeichen einer unzulänglichen Kühlung erhöhen das Risiko möglicher Keimbelastungen.
Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: August 2017 | Letzte Aktualisierung: Juni 2021
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