Es sind nur drei kleine Buchstaben: DIY – englisch für „Do it yourself“, also „Mach‘ es selbst“. Aber dieser Trend erobert gerade ganz Europa im Sturm. Sie auch?
Früher waren Handarbeiten wie Stricken und Nähen allenfalls ein Zeitvertreib. Wer kein Geld für hochwertige Kleidung hatte, nähte sie. Wer den Handwerker nicht bezahlen wollte (oder konnte), griff eben höchstpersönlich zur Rohrzange. Und schämte sich ein bisschen dafür.
Vielleicht sind ja diverse Kindheitstraumata dafür verantwortlich, dass Selbstgemachtes für so manchen bislang ein rotes Tuch war. Erinnern Sie sich auch noch mit Unbehagen an gehäkelte Badehosen oder kratzige Wollpullover von Oma (die immer zwei Nummern zu groß ausfielen, Oma plante eben gerne voraus)?
Nähen, Stricken, Häkeln, Basteln, Töpfern, Weben, Schreinern, Malen…
Doch das ist jetzt vergessen. Handarbeitsgeschäfte und Baumarktketten erleben gerade einen Boom wie schon lange nicht mehr. Etwas selbst mit eigenen Händen zu schaffen, kreativ zu sein – das ist wieder cool. Auch – und vor allem – bei der jüngeren Generation.
Selfmade ist der neue Luxus. Und weil der Begriff „Handarbeit“ dafür viel zu angestaubt erscheint, wird heute „gecraftet“ was die Werkbank hergibt und die Stricknadeln gerade noch so vor dem Verbiegen bewahrt („crafting“, aus dem Englischen für „Basteln“).
Es steckt mehr dahinter…
„Ich stricke, also bin ich“ – dahinter verbirgt sich kein flotter Werbespruch eines Wollfabrikanten, sondern schlicht der Wunsch, eigene Werte zu schaffen. Etwas sinnstiftendes, abseits von Massenware und Billigartikeln, die immer und überall zu haben sind.
Nachhaltig ist Handarbeit obendrein. Denn wer aus eigener Erfahrung berichten kann, wie lange es dauert, bis aus vielen Wollknäuel ein halbwegs tragbarer Pullover wird, der hält diesen bestimmt in Ehren und wirft ihn wegen eines anderen kurzlebigen Modetrends nicht gleich in die Altkleidersammlung.
Soziologen sprechen hier übrigens von einem „Gefühl der Kompetenz“, das Handarbeit vermittelt. Die Bestätigung, etwas gut zu können oder eine bestimmte praktische Fähigkeit zu beherrschen steigert das Selbstwertgefühl – und das Selbstvertrauen.
Welches Hobby passt zu mir?
Wer jetzt auch heiß auf Do-it-yourself ist und sich kreativ austoben möchte, dem stellt sich unweigerlich die Frage nach der passenden Freizeitbeschäftigung.
So mancher zweifelt an seinen eigenen Fähigkeiten. Kann man mit den sprichwörtlich zwei linken Händen stricken? Ist der Grobmotoriker wirklich für Holzschnitzarbeiten die geeignete Person? Und schafft es der Ungeduldige, eine zwei auf zwei Meter große Tischdecke zu besticken?
Die Antwort lautet ganz klar „Ja!“ – mit einer wichtigen Einschränkung: Es muss Spaß machen!
Denn Freude daran zu haben, wie etwas Neues entsteht, ist die Grundvoraussetzung. Ob das Ergebnis dann wirklich perfekt ist oder nicht, wen kümmert’s? Hauptsache selbstgemacht! 🙂
Und was tut der Autor dieses Artikels nach Feierabend? Der legt los und schreinert sich eine Schubladen-Kommode. Oder vielleicht für den Anfang erst ein Regal, ein kleines?
Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: April 2018
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