„Das hat meine Oma immer so gemacht!“ – dieser Satz kommt bestimmt manchem ziemlich bekannt vor. Und zugegeben, die meisten Großmütter waren erfahrene Hausfrauen, die ihr Handwerk verstanden.
Trotzdem gibt es einige althergebrachte Falschinformationen, die sich ziemlich hartnäckig im Küchendunst halten. Aber selbst durch ständiges Wiederholen werden sie einfach nicht richtiger.
Wir räumen deshalb heute mit den sechs größten Vorurteilen und Irrtümern auf – und widerlegen damit sozusagen die ärgsten Fake News aus Omas Küche.
1 | Reis im Salzsteuer verhindert ein Verklumpen
Wer kennt das nicht – in einigen Restaurants finden sich in den Salzstreuern manchmal mehr Reiskörner als Salz. Angeblich entzieht der Reis dem Salz die Feuchtigkeit, was dessen Rieselfähigkeit verbessern soll. Doch wer diesen Tipp von Oma beherzigt, liegt komplett daneben:
Kochsalz enthält von Haus aus diverse Rieselhilfen (z.B. Calciumcarbonat oder Magnesiumcarbonat), die ein Verklumpen der Salzkristalle verhindern und es selbst bei höherer Luftfeuchtigkeit streufähig halten.
Außerdem muss sich bei genauerem Nachdenken sogar Oma der Logik beugen:
Würde Reis dem Salz wirklich so viel Feuchtigkeit entziehen, müsste man die tropfnassen, aufgequollenen Reiskörner im Salzstreuer ja ständig tauschen. Aber dem ist definitiv nicht so.
2 | Ins Nudelwasser gehört immer ein Schuss Öl
Jeder gestandene Italiener (also zumindest derjenige, der etwas vom Kochen versteht) wird sofort vehement gegen diese deutsche Unsitte protestieren. Und womit? Mit recht!
Damit Nudeln nicht verkleben braucht es einfach nur jede Menge Wasser, eine hohe Temperatur und jemanden, der hin und wieder den Kochlöffel schwingt und umrührt. Pasta. Basta.
Übrigens, in unserem Koch- und Backblog Veggie Tobi finden Sie zum Thema „Nudeln richtig kochen“ noch viele weitere Tipps!
3 | Ein Silberlöffel in der Sektflasche sperrt die Kohlensäure ein
Ob mit oder ohne Silberlöffel im Flaschenhals, im Kühlschrank oder bei Zimmertemperatur gelagert – nach einem Tag blubbert selbst der teuerste Champagner nicht mehr.
Oma glaubte, dass Silber (was ja an sich ein exzellenter Wärmeleiter ist) die Kälte des Kühlschranks schneller in die Sektflasche leitet und so das Kohlenstoffdioxid (CO2) am Rauskommen hindert. Aber das funktioniert in der Praxis nicht, da CO2 schon allein aufgrund der Druckunterschiede entweicht.
Besser ist es, erst gar keine Reste aufkommen zu lassen; soll also heißen: Ein Gläschen geht noch!
4 | Pilzgerichte (oder Spinat) darf man nicht aufwärmen
Früher, sprich in den 1950er Jahren, waren Kühlschränke teure Luxusobjekte, die sich nur wenige Haushalte leisten konnten. Speisen verdarben schneller und einige der dabei entstehenden Giftstoffe lassen sich auch durch Erhitzen nicht zerstören. Also ging Oma lieber auf Nummer sicher und stand Aufgewärmtem grundsätzlich eher skeptisch gegenüber.
Da Pilzgerichte – vor allem solche aus selbst gesammelten Pilzen – seit jeher ein gewisses Risikopotential in sich bargen, mussten die eben als erste für dieses Gerücht herhalten. Ein Pilzgerücht, sozusagen.
Warum es dann auch Spinat getroffen hat, weiß wohl nur Opa (der Spinat eh nie mochte).
Apropos Kühlgeräte. Wir haben für Sie die besten Tipps & Tricks rund um Kühlschränke & Co. zusammengetragen.
5 | Alkohol verdunstet beim Kochen
Nix da. Zwar ist es ziemlich schwierig, sich mit Rotweinsauce einen Schwipps anzutrinken, doch ganz von der Hand zu weisen wäre diese Möglichkeit nicht.
Die Siedetemperatur von Ethanol beträgt zwar nur 78 °C, aber das gilt eben nicht für Mischungen mit Wasser (das lässt die Siedetemperatur steigen und deshalb bleibt mehr Alkohol im Essen).
Wirklich gefährlich sind die beim Kochen verwendeten geringen Mengen allerdings nicht; ausgenommen natürlich, wenn alkoholkranke Menschen oder Kleinkinder mit am Tisch sitzen.
6 | Die Mikrowelle zerstört Nährstoffe
Oje, was hat Oma der Mikrowelle nur alles für Märchen angedichtet. Und keines davon ist wahr. Eines ihrer Totschlagargumente, sich nicht mit dieser neuen Technik auseinandersetzen zu müssen, waren eben die von der ominösen Strahlung angeblich vernichteten Nährstoffe.
Mikrowellen machen aber nichts anderes, als wasserhaltige Moleküle zum Schwingen anzuregen. Das erhitzt die Speisen. Mit der richtigen Einstellung kann man in der Mikrowelle sogar schonender garen als auf dem Herd. Das kommt wiederum den Nährstoffen zu Gute.
Oma verschweigt nämlich, dass Nährstoffe vor allem durch lange Kochzeiten zerstört werden. Und seien wir mal ehrlich, auch wenn ihr Gemüseeintopf noch so lecker schmeckt, das stundenlange Simmern auf dem Kohlenherd tat den Vitaminen nicht gut.
Noch mehr Falsches – richtig so!
Veggie Tobi hat in seinem vegetarischen Koch- und Backblog noch eine Reihe weiterer Küchen-Irrtümer und Ernährungs-Halbwahrheiten aufgedeckt. Lesen lohnt sich.
Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: April 2018
Wichtig: Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen und rechtlichen Hinweise für diesen Beitrag!