Wenn im Spätsommer die Temperaturen sinken und das erste bunte Laub auf den Straßen liegt, dann stellt sich wie in jedem Jahr aufs Neue immer wieder ein und dieselbe Frage: Wann ist es Zeit, die Sommerreifen durch Winterreifen zu ersetzen?
Wer bereits mit Allwetter- bzw. Ganzjahresreifen unterwegs ist, der kann jetzt entspannen und sich auf die kalte Jahreszeit freuen. Aber immer noch setzen viele Autofahrer aus den verschiedensten Gründen auf explizit als Winterreifen ausgewiesene Pneus.
Reifenwechsel – was sagt der Gesetzgeber?
Stand der Informationen für diesen Abschnitt: Juni 2024
Die deutsche Straßenverkehrsordnung (StVO) gibt keinen festen Zeitraum für die Benutzung von wintergeeigneter Bereifung vor, sondern fordert diese nur bei entsprechenden Straßenverhältnissen, also etwa bei Schnee, Glatteis und Matsch.
Man spricht daher auch von einer „situativen Winterreifenpflicht“ in Deutschland, was ja durchaus Sinn macht: Immerhin hält sich das Wetter nicht an feste Zeiträume. So kann es in einem Jahr im November noch angenehm warm sein, während in der darauffolgenden Saison bereits Anfang Oktober der erste Schnee fällt.
Somerreifen im Winter: Probleme mit der Kasko…
Die meisten Versicherungen regulieren selbstverschuldete Unfälle über die gesetzlich vorgeschriebene Haftpflichtversicherung, selbst wenn ein Schaden auf das Fahren mit Sommerreifen im Winter zurückzuführen war. Spätere Regressforderungen gibt es meist nicht.
Anders sieht es hingegen bei der Vollkasko-Versicherung aus: Einige Versicherer erhöhen den Selbstbehalt oder regulieren nur einen Teil des entstandenen Schadens. Schon allein aus Eigennutz lohnt es sich also, rechtzeitig auf Winterreifen umzusteigen.
Von „O-bis-A“-Regeln und Außentemperaturen
Experten raten dazu, Winterreifen im Zeitraum von Oktober bis April zu nutzen. Das würde bedeuten, über die Hälfte des Jahres mit Winterreifen unterwegs zu sein, was nicht ohne Nachteile ist:
Unter Außentemperaturen von 7 °C bieten Winterreifen sicherere Fahreigenschaften als Sommerreifen. Das liegt vor allem an ihrer besonderen Materialzusammensetzung, die selbst bei klirrender Kälte noch geschmeidig bleibt und guten Bodenkontakt garantiert.
Bei Sommerreifen hingegen härtet das Profilmaterial (meist eine Gummimischung) bei Minusgraden aus. Die Reifen verlieren an Haftung, was die Gefahr von Aquaplaning erhöht und den Bremsweg verlängert.
Andererseits führt das Fahren mit Winterpneus bei wärmerem Wetter zu einem höheren Verschleiß der Reifen und steigert zudem den Kraftstoffverbrauch. Auch das muss man berücksichtigen, denn ein Satz guter Winterreifen geht ziemlich ins Geld, von der Rechnung an der Tankstelle einmal abgesehen.
Grundsätzlich empfehlen wir, spätestens Mitte November auf Winterreifen umzusteigen und ab Anfang März immer mal wieder einen Blick auf den Wetterbericht zu werfen und die vorhergesagten Durchschnittstemperaturen zu prüfen…
- Unter 7 °C Außentemperatur: Winterreifen
- Über 7 °C Außentemperatur: Sommerreifen
Reifenwechsel frühzeitig planen
Das soll aber nicht bedeuten, erst im November bei der Werkstatt seines Vertrauens nach einem Termin für den Reifenwechsel zu fragen, wenn alle anderen Autofahrer auch gerade dieselbe Idee haben:
Volle Terminkalender und lange Wartezeiten sind die Folge. Ein plötzlicher Wintereinbruch käme dann doppelt ungelegen. Hier lohnt es sich, rechtzeitig vorauszuplanen und bereits Ende September einen Termin für den Reifenwechsel zu vereinbaren.
Checkliste für Winterreifen
Stand der Informationen für diesen Abschnitt: Juni 2024
- Winterreifen müssen das „Alpine“-Symbol tragen: Dabei handelt es sich um einen zweispitzigen Berg mit einer Schneeflocke darin.
- Reifen mit dem alleinigen Merkmal „M+S“ dürfen nur noch bis September 2024 gefahren werden, wenn deren Herstellungsdatum vor dem 1. Januar 2018 liegt.
- Winterreifen älter als zehn Jahre sollten nicht mehr eingesetzt werden, da die Sicherheit nicht mehr gewährt ist (z.B. Korrosion durch Salz, Veränderungen im Material). Das Herstellungsdatum jedes Reifens befindet sich auf dessen Flanke.
- Die Mindestprofiltiefe darf vier Millimeter nicht unterschreiten, ansonsten verlieren Winterreifen ihre Fahreigenschaften. Tipp zum Selbstmessen: Der silberfarbene Rand einer 2-Euro-Münze ist genau vier Millimeter breit!
- Reifen mit Rissen oder Bruchstellen in der Flanke oder einseitig abgenutztem bzw. welligem Profil sollten keinesfalls mehr montiert werden.
Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: November 2022
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