Straßen und Wege müssen im Winter bei Schnee und Glätte eisfrei gehalten werden, um Unfälle zu verhindern. Neben herkömmlichem Auftausalz gibt es viele Alternativen – von Sand bis Zucker. Wir haben die wichtigsten davon unter die Lupe genommen und bewertet.
Was ist Streusalz?
Bei Streusalz handelt es sich meist um eine technische Qualität von Natriumchlorid, welches auch als Kochsalz oder Steinsalz bezeichnet wird. Die im Handel angebotenen Auftaumittel bestehen meist zu ca. 98 % aus gekörntem Natriumchlorid sowie diversen Verunreinigungen.
Wir wirkt Streusalz?
In einfachen Worten: Streusalz setzt die Gefriertemperatur von Wasser auf bis zu -21,1 °C herab und verhindert dadurch zuverlässig die Bildung von Eis.
Seine Wirkung beruht auf dem physikalisch-chemischen Effekt der „molaren Schmelzpunkterniedrigung“. Dieser besagt, dass der Gefrierpunkt einer Flüssigkeit sinkt, je mehr Teilchen in dieser gelöst werden. Im Fall von Streusalz sind das die im Wasser gelösten Ionen von Natriumchlorid.
Daher wirkt Auftausalz am besten, wenn es leicht feucht aufgebracht wird. So kann es sich schneller mit dem vorhandenen Eis verbinden.
Alternativen zu Streusalz
Aber nicht immer kann oder will man Eis und Schnee mit Streusalz zuleibe rücken, beispielsweise bei
- empfindlichen Untergründen (wie Travertin und Sandstein),
- teil- und schwachversiegelten Flächen (wie Rasengittersteinen, Lochpflaster oder Bodenbeläge mit wasserdurchlässigen Fugen),
- direkt angrenzenden Beet- und Rasenflächen, die Schmelzwasser aufnehmen und
- Wegen, die häufiger von Hunden begangen werden.
Selbstverständlich spielen auch ökologische Betrachtungen eine Rolle, wenn es darum geht, umweltschonendes Streugut dem herkömmlichen Auftausalz vorzuziehen. Immerhin schädigt letzteres Pflanzen und Tiere und greift Metalle sowie Betonbauteile an.
Zucker
Klingt komisch, funktioniert aber hervorragend!
Um sich den Effekt der molaren Schmelzpunkterniedrigung zunutze zu machen, ist es gleichgültig, ob die im Wasser gelösten Teilchen nun von Salz oder Zucker stammen – die Wirkung bleibt identisch.
Zucker hat kaum umweltschädliche Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen und wirkt gegenüber Metallen und Baumaterialien auch nicht korrosiv. Zudem ist er problemlos in Kläranlagen abbaubar.
Empfehlung: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Zucker – ein ökologischer Ersatz für Streusalz. Leider relativ teuer in der Anwendung.
Calciumchlorid / Magnesiumchlorid
Diese beiden Verwandten zu herkömmlichem Streusalz („Natriumchlorid“) wirken um einiges effektiver gegen Eis und Schnee. Sie besitzen eine längere Verweildauer auf den Oberflächen, sodass weniger gestreut werden muss.
Calciumchlorid und Magnesiumchlorid entfalten ihre auftauende Wirkung bis ca. -20 °C, wohingegen Natriumchlorid bei unter -10 °C aufgibt.
Allerdings handelt es sich dabei nicht um wirkliche Alternativen: Auftaumittel aus Calcium- bzw Magnesiumchlorid kosten um einiges mehr als das in jedem Baumarkt erhältliche Auftausalz. Außerdem wirken sie sich vergleichbar negativ auf Pflanzen, Tiere und Materialien aus.
Empfehlung: ⭐️
Kostspieliger Luxus mit denselben negativen Eigenschaften von Streusalz.
Sand, Kies und grober Splitt
Der Klassiker unter den abstumpfenden Streumitteln. Der Begriff „abstumpfend“ bezieht sich auf die starke Rutschhemmung aufgrund der rauen Oberflächenstruktur des Materials.
Als Material kommt häufig Splitt aus Basalt zum Einsatz, wie er im Bauwesen und bei der Gartengestaltung verwendet wird. Im Handel finden sich zudem diverse Splitte aus gebranntem Ton (z.B. Recyclingmaterial) oder vulkanischem Lavagestein.
Wie auch bei allen anderen im Folgenden aufgeführten Streumitteln werden Schnee und Eis bei der Anwendung nicht entfernt. Um Wege für unsichere Fussgänger, Rad- und Rollstuhlfahrer passierbar zu machen, ist gewissenhaftes Räumen vorab Pflicht.
Vorsicht: Die kleinen Steinchen mit ihren scharfen Kanten können empfindliche Fussböden zerkratzen, bleiben sie an Schuhsohlen hängen oder geraten unter Türen.
Empfehlung: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Sehr gut geeignet. Preiswert, umweltfreundlich und mehrmals verwendbar.
Holzspäne, Sägemehl
Die Wirkung von Holzspänen und Sägemehl basiert auf dem gleichen Effekt wie der von Sand und Splitt.
Da Holz Feuchtigkeit durch schmelzenden Schnee oder Regen schnell aufsaugt, kann es bei anschließenden Kälteperioden am Untergrund festfrieren, was den rutschhemmenden Effekt drastisch minimiert.
Zudem sollte aus Umweltschutzgründen penibel darauf geachtet werden, ausschließlich Produkte aus unbehandeltem Holz zu verwenden.
Je feiner das Sägemehl, desto aufwändiger gestaltet sich dessen Entfernung im Frühjahr. Andererseits kann es dank seiner Kompostierbarkeit im Zweifelsfall einfach in angrenzende Rasenflächen oder unter Büsche und Hecken gekehrt werden.
Empfehlung: ⭐️⭐️⭐️
Gut geeignet, aber weniger effizient als Kies.
Asche
Hiebei handelt es sich ebenfalls um ein abstumpfendes Streumittel, jedoch mit einem schmutzigen Haken: Je feiner das Streugut, desto größer die Sauerei. Die kleinen Partikel bleiben an Schuhsohlen hängen und hinterlassen in der Wohnung schwer entfernbare Flecken auf Teppichen und offenporigen Fliesen.
Außerdem ist Asche keineswegs so bedenkenlos einsetzbar, wie es klingt. Sie kann Schadstoffe der verbrannten Materialien enthalten, welche auf diese Weise in den Boden und das Grundwasser gelangen. Deshalb sollte nur Asche aus der Verfeuerung von unbehandeltem Holz oder Kohle zum Einsatz kommen.
Empfehlung: ⭐️⭐️
Eher ungeeignet, das spätere Entfernen ist mühsam.
Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Dezember 2021
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