In der Shopping-Welt des Internets wird gerankt und bewertet was das Zeug hält: Bestellung, Lieferung, Verpackung, Produkt – es gibt kaum einen Aspekt, der nicht vom Kunden detailliert beurteilt werden kann.
Viele Händler verschwenden jede Menge Zeit und Mühe auf das Einholen von Kundenmeinungen. Natürlich nicht ganz uneigennützig:
Es ist Fakt, dass sich positiv bewertete Produkte und Dienstleistungen besser verkaufen als solche, die im hintersten digitalen Regal des Onlineshops ein Schattendasein führen.
Und so wird mit Produktrezensionen auch offensiv geworben. Inzwischen zeigen sogar große Suchmaschinen wie Google und Bing Sternebewertungen in den organischen Suchergebnissen an.
Die Krux mit „ehrlichen“ Kundenmeinungen
Aber man muss sich die Frage stellen, wie glaubhaft derartige Produkttests von Laien eigentlich sind. Immerhin testen und bewerten keine Experten, sondern Menschen wie Du und ich, die noch nicht einmal notwendigerweise das zu bewertende Produkt gekauft haben müssen.
Hinzu kommt, dass Kundenrezensionen immer subjektiv ausfallen und – jedenfalls ohne Anreiz durch Händler oder Hersteller – tendenziell ins Negative abgleiten:
Ein zufriedener Kunde sieht für gewöhnlich kaum eine Veranlassung dazu, der digitalen Welt seine Freude am gekaufen Artikel mitzuteilen. Wohingegen ein enttäuschter Käufer gerne die Chance ergreift, seinem Ärger öffentlichkeitswirksam Luft zu machen.
Erbettelt, gedrängt, bezahlt – die Tricks der Händler
So ist es in der Branche ein offenes Geheimnis, dass Händler wie Hersteller für positive Produktrezensionen gutes Geld springen lassen – oder auf andere Arten versuchen, Menschen für das Wiedergeben ihrer manipulierten Meinung zu entlohnen:
Die am wenigsten verwerflichste Methode besteht darin, nach dem Kauf eine Bettelmail zu verfassen, in welcher man vorgeblich dem Kunden für seine Geldausgabe dankt und so ganz nebenbei die Bitte äußert, bei Zufriedenheit doch eine Bewertung zu verfassen.
Folgt auf die erste Mail noch eine zweite oder gar ein Anruf verbunden mit dem Versprechen für einen Gutschein zur Kompensation der entstandenen Mühen beim Schreiben einer Produktrezension, muss sich der Händler schon die Frage nach seiner Seriosität gefallen lassen.
Und dann gibt es da noch die ganz unverblümten Angebote: „Wir haben neue Produkte zum Testen für Sie. Melden Sie sich bei Interesse und wir schicken Ihnen die Links zu. Nach Ihrer Rezension erstatten wir den Kaufpreis zu 100 %.“
Für den Kunden wie Händler eine Win-Win-Situation: Das rezensierte Produkt verbleibt als Gratisgeschenk beim Autor und der Händler darf sogar völlig legal mit einem „verifizierten Kauf“ werben. Gerade auf Marktplätzen wie Amazon und eBay ist diese Masche eine gern genutzte, um Glaubwürdigkeit vorzugaukeln. Natürlich verstößt dies gegen die Nutzungsbedingungen der Plattformen – doch wie sagt das Sprichwort so schön: „Wo kein Kläger, da kein Richter.“
Natürlich fällt bei solchen Offerten zu keiner Zeit die Bedingung, ausschließlich Loblieder auf das Produkt verfassen zu müssen, aber es ist natürlich klar, dass bei einem negativen Urteil Folgeaufträge ausbleiben – und mitunter auch die in Aussicht gestellte Erstattung des Kaufpreises.
Auf der Strecke bleibt bei allem nur der interessierte Käufer – welcher Produktrezension kann ich vertrauen, wer schreibt seine ehrliche Meinung, welche Bewertung stammt von einem frustrierten Kunden und welche wurde vom Händler gar bezahlt?
Lesen Sie auf der nächsten Seite, woran man Fake-Bewertungen erkennt…
So erkennen Sie gefälschte Produktbewertungen
Anzahl der Rezensionen eines Produkts
Wenn das neueste Smartphone eines Premiumherstellers Hunderte von Bewertungen erhält, ist das durchaus realistisch. Kommt aber ein Nischenprodukt auf dieselbe Anzahl, dann ist das ein mögliches Zeichen für gefälschte Bewertungen.
Sprachliche Gestaltung der Bewertungen
Ähneln sich mehrere Rezensionen in Wortwahl und Stil (vielleicht sogar mit denselben Rechtschreibfehlern), sollten die Alarmglocken läuten und man diese Bewertungen nicht für voll nehmen.
„Bestes Gadget“, „vollauf zufrieden“, „perfekt für mich“ – hagelt es in einer Rezension nur Superlative, so heißt es kritisch zu bleiben. Denn wer so gar nichts Negatives auszusetzen hat, landete entweder einen sehr seltenen Glücksgriff oder wurde für seine Meinung bezahlt.
Länge und Ausführlichkeit der Bewertungen
Rezensionen epischen Ausmaßes oder mit einer Vielzahl eigener Produktfotos (die nur das Produkt und seine Verpackung zeigen) sind meist ein Zeichen dafür, dass sich jemand Fleißpunkte erarbeiten wollte.
Wird in einer negativen Produktrezension gleich eine passende Alternative empfohlen – Vorsicht. Das ist ein besonders perfider Trick, um Konkurrenzprodukte in ein schlechtes Licht zu rücken.
Schwankungsbreite der Meinungen
Gibt es in den Rezensionen eines Produkts nur Gut und Böse, dann liefern sich Faker und echte Käufer ein Meinungsgefecht. Bewerten nämlich von 100 Nutzern 20 das Produkt positiv, während es von den restlichen 80 zerrissen wird, kann etwas nicht stimmen.
Account des Rezensenten
Auf großen Marktplätzen wie Amazon und eBay besteht die Möglichkeit, sich die Nutzerprofile der Rezensenten anzusehen. Das sollte man tun und prüfen, ob jemand vielleicht nur eine einzige Bewertung verfasst hat (zum Beispiel aus Frust) oder ausschließlich positive Bewertungen am Fließband produziert (wirkt ebenso unglaubwürdig).
Trennen Sie die Spreu vom Weizen der Rezensionen!
Lesen Sie sich kreuz und quer durch die Rezensionen und richten dabei ein besonderes Augenmerk vor allem auf die negativen Urteile:
Sprechen mehrere Rezensenten dieselben Probleme mit dem Produkt an, könnte schon etwas Wahres dran sein. Lässt ein Rezensent hingegen überhaupt kein gutes Haar an einem Artikel oder wird gar ausfallend, so darf seine Einzelmeinung durchaus ignoriert werden.
Bei den positiven Rezensionen erkennen Sie authentische daran, dass nicht nur alles über den grünen Klee gelobt wird, sondern auch ein paar kritische Anmerkungen dabei sind.
Mit diesen Tipps an der Hand finden Sie sich im Dschungel der Produktrezensionen bestimmt zurecht und können sich selbst eine eigene Meinung bilden.
Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Februar 2018
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