Aufgrund der hohen Energiekosten suchen viele Verbraucher nach Möglichkeiten, den eigenen Stromverbrauch zu reduzieren. Doch irgendwann ist das maximal mögliche Einsparungspotential erreicht.
Die Lösung könnte dann der Betrieb einer eigenen Mini-Photovoltaikanlage (Mini-PV) sein, um die eigenen Stromkosten ohne Komfortverlust noch weiter zu reduzieren. Nach dem Motto: „Warum Strom teuer einkaufen, wenn ich ihn günstig selbst produzieren kann?“
Der Weg zum eigenen Stromversorger
Kleine PV-Anlagen (sogenannte „Balkonkraftwerke“) wurden genau für diesen Zweck entwickelt:
Meist zwei bis vier Photovoltaikmodule hängen am Balkongeländer, während ein wetterfest verpackter Wechselrichter den erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom wandelt und in das Stromnetz einspeist.
Der eingespeiste Strom wird im Regelfall vom Netzbetreiber nicht vergütet. Sprich, ein Balkonkraftwerk lohnt sich nur, wenn der produzierte Strom auch sofort im Haushalt seine Abnehmer findet.
Als Lösung bieten viele Hersteller zusätzliche Stromspeicher an, in welchen der zuviel produzierte Strom „zwischengelagert“ wird und so abends bzw. nachts zur Verfügung steht.
Damit diese Systeme korrekt arbeiten, ist neben dem Stromspeicher auch ein Sensor am Stromzähler notwendig, der erkennt, ob gerade Strom im Haushalt benötigt wird. Einfache Ausführungen (z.B. Klebesensoren für den Stromzähler) können selbst installiert werden. Komplexere Systeme, die einen Eingriff in die Stromverteilung des Haushalts erfordern, sollten nur Personen mit ausreichender Sachkenntnis einbauen.
Welche Kosten fallen für eine Mini-PV-Anlage an?
Neben dem Kaufpreis für die Photovoltaikanlage (Module, Verkabelung, Wechselrichter und Halterungen) kommen eventuell noch Kosten für die Schaffung einer passenden Steckdose im Außenbereich auf Balkon oder Terrasse hinzu.
Wer sich den Aufbau und die Inbetriebnahme nicht selbst zutraut (etwas handwerkliches Geschick ist vonnöten), muss den Aufwand für die Montage zur Kostenrechnung addieren.
Balkonkraftwerke können theoretisch nicht nur an Geländern und Brüstungen installiert werden, sondern auch auf Dächern jeglicher Art und sogar an Hauswänden. Welche Zusatzkosten hierfür anfallen, hängt maßgeblich vom benötigten Befestigungsmaterial ab.
Spezielle Gegebenheiten vor Ort wie lange Kabelwege oder zusätzliche Bohrungen bzw. Durchbrüche im Mauerwerk müssen ebenfalls berücksichtigt werden (sind aber durch eine geschickte Wahl des Aufstellorts oft vermeidbar).
Beispielrechnung:
Kaufpreis der PV-Anlage als Basis-Set
+ Stromspeicher (optional)
+ spezielles Befestigungsmaterial (optional)
+ Montage / Inbetriebnahme (optional)
= Gesamtpreis des Balkonkraftwerks
Welche Erträge bringt ein Balkonkraftwerk?
Die produzierte Strommenge einer Mini-PV-Anlage hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Anzahl und Leistung der Module sowie deren Ausrichtung (Himmelsrichtung, Winkel)
- Mögliche Verschattung im Tagesverlauf (z.B. durch Bäume und Gebäude)
- Wirkungsgrad der PV-Module und des Wechselrichters
Ideal ist (für Deutschland) eine Neigung der Module um die 30° sowie eine Ausrichtung nach Süden.
Bei der finalen Berechnung der Wirtschaftlichkeit spielt auch das eigene Verbrauchsverhalten eine entscheidende Rolle: Ohne Speicher wäre ein möglichst konstant hoher Stromverbrauch unterhalb der gerade eingespeisten Leistung am effektivsten.
Vereinfachte Ertragskalkulation für Mini-PV-Anlage:
- Mini-PV-Anlage 800 Watt, inklusive Befestigungsmaterial und Installation: 500 €
- Erzeugte Strommenge pro Jahr: 500 kWh (geschätzter Durchschnittswert)
- angenommene Stromkosten: 0,30 € pro kWh
→ bei einer Nutzung von 50 % des erzeugten Stroms: 75,00 € Ersparnis (250 kWh * 0,30 €/kWh)
→ bei einer Nutzung von 75 % des erzeugten Stroms: 112,50 € Ersparnis (375 kWh * 0,30 €/kWh)
→ bei einer Nutzung von 100 % des erzeugten Stroms: 150,00 € Ersparnis (500 kWh * 0,30 €/kWh)
Die Mini-PV-Anlage in unserem Beispiel würde sich im besten Fall schon nach gut 3 Jahren rechnen, im schlechtesten Fall würden bis zur Amortisation über 6 Jahre vergehen.
Ob sich ein zusätzlicher Stromspeicher lohnt, ist stark vom Anschaffungspreis abhängig (insbesondere Preis pro Kilowattstunde!). Die Lebensdauer der Akkus eines PV-Speichers beträgt im Schnitt etwa 5.000 Lade-/Entladevorgänge, auch Zyklen genannt.
Je nach Kapazität des Speichers sollte auch die Anzahl der PV-Module erhöht werden, um den Speicher selbst bei ungünstigeren Witterungsbedingungen maximal zu füllen.
Vereinfachte Beispielrechnung für Stromspeicher:
- Stromspeicher mit 1 kWh Kapazität effektiv nutzbar, Komplettpreis (inklusive Verkabelung): 500 €
- Zyklenzahl: 5.000
- angenommene Stromkosten: 0,30 € pro kWh
→ Der Stromspeicher liefert während seiner Nutzungsdauer 5.000 kWh (5.000 Zyklen á 1 kWh). Diese haben einen theoretischen Wert von 1.500 € (5.000 kWh * 0,30 €/kWh).
Grundsätzlich lohnt sich ein Stromspeicher, sobald besonders in den Abend- und Nachtstunden ein erhöhter Stromverbrauch gegeben ist (z.B. Beleuchtung, Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräte).
Berücksichtigen muss man aber einmal den Energieverlust beim Speichern und Abrufen des Stroms aus dem Akku. Diese liegen je nach Gerätetyp zwischen 10 % und 15 %.
Zum anderen ist die maximale Leistungsabgabe der Stromspeicher beschränkt (z.B. aktueller Verbrauch von 3.000 Watt, max. Einspeiseleistung des Speichers 2.000 Watt → 1.000 Watt werden aus dem Stromnetz bezogen).
Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: April 2024
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