Wenn Werbeanrufe anonymer Call-Center so richtig nerven, möchten viele am liebsten zur Trillerpfeife greifen. Aber es gibt legale(re) Methoden, um sich die Belästigungen am Telefon vom Hals zu halten.
Angebote für Versicherungen, Photovoltaik- und Heizungsanlagen, Wertpapiertipps – oder ganz perfide, Betrugsversuche mit Schadsoftware oder dem Vortäuschen von Anrufen plötzlich hilfsbedürftig gewordener Familienmitglieder. Unseriöse Geschäftemacher sind sich für nichts zu schade.
Vermutlich haben auch Sie bereits den ein oder anderen dieser Anrufe erhalten. Dann können Sie sich eigentlich sogar noch glücklich schätzen. Denn manchmal artet es sogar in richtigen Telefonterror aus, wenn mehrmals täglich das Handy oder Festnetztelefon klingelt.
Handy aus, Stecker raus?!
Während man als Privatperson im schlimmsten Fall einfach den Stecker ziehen oder sich eine neue SIM-Karte (mit neuer Nummer) besorgen kann, ist es für Selbständige und Firmen definitiv schwieriger.
Aber auch so möchte heute vermutlich niemand mehr auf Telefon und mobiles Internet verzichten. Und kaum jemand wird seine über die Jahre liebgewonnene Handynummer unvermittelt aufgeben.
Was also tun? Doch den rabiaten Weg wählen und die unerwünschten Call-Center-Mitarbeiter mit Pfiffen, Tröten und Schreien vergraulen? Oder das eigene Handy mit einem Hammer zum Schweigen bringen?
Weg mit der Trillerpfeife! Oder?
So verständlich es angesichts nervtötender Nonsense-Anrufe sein mag, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, von Affekthandlungen dieser und ähnlicher Art sollten Sie Abstand nehmen.
Zum einen ist es nicht gerade die zivilisierteste Methode, gegen nervende Werbeanrufe vorzugehen.
Und zum anderen (das wiegt wohl schwerer) könnten derartige Aktionen sogar strafrechtliche Relevanz besitzen: Da Callcenter meist mit Headsets arbeiten, riskieren Sie Hörschäden beim Anrufer. Das kann schnell eine Strafanzeige wegen Körperverletzung und entsprechende Schmerzensgeldforderungen nach sich ziehen. Ob begründet oder nicht, Sie sind dann erst einmal der Dumme.
Blockierlisten und Meldungen
Wer sich von Callcentern belästigt fühlt, dem bieten sich drei Möglichkeiten, legal dagegen vorzugehen:
- Die angezeigte Rufnummer auf die eigene Blockierliste (Blacklist) im Handy setzen.
- Datum, Uhrzeit und Rufnummer notieren und eine Meldung bei der Bundesnetzagentur abgeben (für Deutschland). Diese „sollte“ nach Prüfung rechtliche Schritte gegen den Anbieter veranlassen.
- Einfach auflegen!
Leider laufen die ersten beiden Tipps oft ins Leere. Technisch ist es nämlich kein Problem, die Absenderkennung mit einer xbeliebigen Nummer zu versehen. Und zwar bei jedem neuen Anruf per Zufallsgenerator. Blockierungsversuche mittels Sperrlisten werden so ausgehebelt und die Verfolgung durch die Bundesnetzagentur gleicht häufig einer Sisyphusarbeit.
Es gibt zwar noch andere Optionen (die ich im Folgenden bescheibe), aber jene erfordern ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein. Deshalb sei hier allgemein geraten, bei Anrufen schlicht den Hörer aufzulegen, ganz gleich, wer sich da vorgeblich am anderen Ende der Leitung meldet.
Kein seriöses Unternehmen, keine Bank oder Versicherung und erst recht keine Behörde, wird Sie unvermittelt anrufen, um Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen oder Geld zu fordern!
Mit List, Tücke und Witz gegen Callcenter-Anrufe
Was können wir also tun, um Werbe- und Betrugsanrufe durch Callcenter effektiv zu unterbinden?
Dafür muss man wissen, worauf es in diesem Business ankommt: Zwei Dinge sind wichtig – Zeit und Umsatz! Warum nicht hier ansetzen und genau das den Anrufern streitig machen?
Je häufiger Sie so reagieren, umso schneller landen Sie bei der Callcenter-Organisation auf einer schwarzen Liste – und ersparen sich zukünftig, wenn nicht alle, aber zumindest etliche unerwünschte Anrufe.
Vorschlag 1: Technische Störung
Sobald die Intention des Anrufers klar ist, täuschen Sie ein Rauschen oder andere Verbindungsprobleme in der Leitung vor und legen dann auf. Basta!
Vorschlag 2: Fragen, Fragen, Fragen
Wenn Sie etwas mehr Zeit haben und sich einen Spaß erlauben wollen, dann heucheln Sie einfach Interesse und stellen absurde oder thematisch unpassende Fragen. Zum Beispiel zum Thema Photovoltaik:
»Was passiert mit dem Speicher einer Photovoltaik-Anlage, wenn er voll ist? Läuft der dann über? Setze ich meinen ganzen Keller unter Strom?«
»Ich möchte nicht, dass mein Nachbar den von mir eingespeisten Solarstrom bekommt, wenn ich ihn ins Netz speise. Kann ich den in einer Batterie auch direkt mit dem Fahrrad zu den Stadtwerken bringen?«
»Wieviel wiegt so ein Solarmodul? Mein Haus ist nämlich ziemlich wacklig gebaut. Wissen Sie, ich musste mich schon von meinem Ehepartner trennen, der wollte nämlich nicht abnehmen und unser Schlafzimmer ist im Dachgeschoss. Sind Sie Single? Wieviel wiegen Sie?«
Sie müssen für diesen Spaß übrigens gar nicht besonders schlagfertig sein. Wenn Ihnen die Fragen ausgehen oder es langweilig wird, legen Sie unvermittelt auf. Es geht bei dem Spiel schlicht darum, den Anruf für den Verkäufer ergebnislos in die Länge zu ziehen.
Vorschlag 3: Selbst zum Verkäufer werden
Apropos Verkäufer. Kontern Sie das Angebot des Anrufers doch einfach mit Ihrem eigenen!
»Gut, dass Sie sich melden. Ich bin auch im Strukturvertrieb tätigt. Darf ich Ihnen schnell unsere neuen Werkzeugsets vorstellen? Wir haben gerade ein Set aus selbstdichtenden Schaftbolzen zum Supersparpreis, die schnell ausverkauft sein könnten. Wieviele darf ich für Sie notieren?«
»Unsere Firma importiert Spielwaren. Tröten und Trommeln. Die machen den Kindern Spaß und nerven die Eltern mindestens genauso wie diese schrecklichen Werbeanrufe. Haben Sie Kinder? Wie alt sind die? Darf ich kurz deren Personalausweisnummern notieren, wir brauchen die fürs Marketing?«
»Unsere Agentur bietet eine Spezialgarantie-Vereinbarung gegen unerwünschte Werbeanrufe an. Haben Sie damit auch Probleme? Das hört ja heutzutage gar nicht mehr auf. Ich könnte Ihnen sogar spezielle Konditionen gewähren, Sie sind ja selbst aus der Branche.«
Für den größtmöglichen Erfolg bleiben Sie hartnäckig und ignorieren sämtliche Einwände des Anrufers. Preisen Sie einfach in einem Monolog Ihr (imaginäres) Produkt an. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie schnell das Gespräch mit Ihnen beendet wird.
Das Schöne an dieser Methode ist, dass Sie sich im Vorfeld einen Text überlegen können, den Sie im Grunde nur noch ablesen müssen.
Vorschlag 4: Singen!
Nun wird es richtig abgedreht – und genau das ist Sinn der Sache!
Egal ob Sie keinen einzigen Ton richtig treffen oder ein begnadeter Sänger (unter der Dusche) sind, legen Sie los: Schlager, Oldie oder Kinderlied – Hauptsache laut und schief und ohne Unterbrechung. Jedenfalls bis aufgelegt wurde!
Autor: Tobias Eichner | Datum der Veröffentlichung: Oktober 2022
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